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Stellungnahme zu ärztlichen Maßnahmen bei transidenten Kindern und Jugendlichen

Stellungnahme zu ärztlichen Maßnahmen bei transidenten Kindern und Jugendlichen

Die Kommission für ethische Fragen im Bündnis für Kinder- und Jugendgesundheit hat ihre Stellungnahme zu ärztlichen Maßnahmen bei transidenten Kindern und Jugendlichen abgeschlossen. Ärztliche Betreuung von transidenten Kindern und Jugendlichen stellt eine unterstützende Form der Gesundheitsfürsorge dar, die aus einer Reihe von Maßnahmen besteht, darunter psychologische, psychotherapeutische, medikamentöse, chirurgische sowie sozialpädiatrische.

Diese Betreuung ist für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von transidenten Kindern und Jugendlichen von entscheidender Bedeutung, da sie ihnen dabei hilft, ihre äußeren, körperlichen Merkmale mit ihrer Geschlechtsidentität in Einklang zu bringen. Sie hilft das Unbehagen und die Belastung zu verringern, die durch die Inkongruenz verursacht werden.

Nach der bislang vorliegenden, allerdings nicht sehr hohen, wissenschaftlichen Evidenz überwiegt der Nutzen von medizinischen Maßnahmen bei transidenten Kindern und Jugendlichen dem Schaden, der durch diese Maßnahmen entsteht.

Aus dieser Abwägung heraus hält die Kommission solche Maßnahmen für ethisch gerechtfertigt. Sie stellt jedoch spezifische Forderungen:

Die Behandlung muss in einem multiprofessionellen Team unter Berücksichtigung anerkannter Leitlinien und standardisierten Empfehlungen erfolgen. Bei allen Maßnahmen muss die individuelle, soziale, psychologische und somatische Situation der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden. Die Einrichtung eines nationalen Registers zur fortlaufenden Erfassung und Kontrolle der Behandlungen ist erforderlich. Eine Einbettung der Maßnahmen in standardisierte, vernetzte und kontrollierte Forschungsprojekte ist aufgrund der schwachen Datenbasis unumgänglich. Jedem Ratsuchenden sollte die Teilnahme an einer prospektiven Studie empfohlen werden.

Die Kommission fordert eine ausreichende Anzahl von Behandlungszentren, damit eine Flächendeckung und ein universelles Angebot für die Betroffenen geschaffen werden. Wartezeiten, während derer die Pubertät voranschreitet und psychische und soziale Probleme zunehmen hält sie für potentielle Schadensquellen. Zudem muss die Finanzierung der Behandlung gesichert sein.

Die Stellungnahme ist auf der Webseite des Bündnis für Kinder- und Jugendgesundheit abzurufen unter: https://www.buendnis-kjg.de/stellungnahmen/aerztliche-massnahmen-bei-transidenten-kindern-und-jugendlichen/

Christoph Kupferschmid